Die Deutschen Alpen.
217
ebene. Er ist ein waldreiches Gebirge mit mehreren gleichlaufenden Rücken,
die sich aus lose aneinander gereihten Bergen zusammensetzen. Dazwischen
finden sich breite Landflächen, die wegen ihrer Breite kaum noch Täler ge-
nannt werden können. Das Urgebirge hüllt sich in seinen eigenen, lehmigen
Verwilterungsschutt, der von dem uralten, tiefgründigen Waldboden der
Fichten und Tannen festgehalten wird. Im s. Teil liegen seine höchsten
Erhebungen. Die höchste Spitze ist der Arber. Dem s. Gebirgszuge ist
im W. der niedrige Bayrische Wald vorgelagert, vom Hauptgebirge durch
das Längstal des Regen getrennt.
Mit seinen dichten, dunklen Wäldern von Buchen, Edeltannen und
Fichten, schwarzen Seen, Sumpf- und Moorstrecken macht der Böhmerwald
besonders im 8. einen düstern Eindruck. So weit man blickt, ist hier das
Gebirge mit dunklen Forsten bedeckt, die mit den Bergen auf und ab zu
wogen scheinen. „Die ruhigen Linien der Vergformen; die düstere Einförmig-
keit der Waldbedeckung mit den überwachsenen Felsblöcken, die im tiefen Moder
ungezählter Waldgenerationen zu versinken scheinen, die Stille dieser Wälder,
denen plätscherndes Wasser und Vogelruf fast gänzlich fehlen, verleihen den
Bergen des Böhmerwaldes eine gewisse feierlich ernste Wildheit."
b) Die Bewohner sind ärmliche, arbeitsame Leute. Die Bevölkerungs-
dichtigkeit ist in dem Waldgebirge gering. Der Holzreichtum des Ge-
birges nötigt zum Handel mit Nutz-, Bau- und Brennholz und ist die
Grundlage einer umfangreichen Holzindustrie. Tausende armer Gebirgs-
bewohner ernähren sich durch Verfertigung von Zündhölzchen, Resonanzholz,
Schindeln, Holzschuhen und Tischlerei. — Das Gebirgsgestein enthält
mancherlei nutzbare Mineralien wie Reißblei, Quarz und Porzellanerde.
Hierauf gründet sich die ausgebreitete Glasbereitung, ferner die Her-
stellung von Schmelztiegeln und die Töpferei. — Auf den rauhen Gehängen
gegen Böhmen hin gedeiht wenig Getreide; lohnender ist der Ackerbau
auf der milderen bayrischen Seite. Namentlich ist der Flachsbau eine er-
giebige Einnahmequelle der Bevölkerung. — Das Gebirge bildet in seiner
s. Hälfte eine Völkerscheide zwischen den deutschen Bayern und den
tschechischen Böhmen.
3. Der Deutsche Jura. a) Der Schwäbische Jura zieht sich in
nordöstlicher Richtung vom Rhein bis zur breiten, fruchtbaren Talsenke der
Wörnitz hin, die bei Don au wörth mündet. Er bildet eine breite
Kalksteinplatte von etwa 700 m mittlerer Höhe, die im Sw. Erhebungen
über 1000 in aufweist, von den Quellflüssen der Donau durchschnitten wird
und weiterhin die Donau auf ihrem l. Ufer begleitet. Von der Donauseite
steigt er allmählich an und erhebt sich kaum merklich über die Hochfläche
jenseits der Donau. Dagegen ist sein Abfall nach N. steil und weist hier
mit Schluchten durchsetzte Steilabhänge auf. Hier insonderheit führt er den
Namen ,,Rauhe Alb". Der nördlichen Böschungslinie ist eine Reihe von
Kegelbergen vorgelagert, unter denen der Hohenzollern und der Hohen-
staufen die bekanntesten sind.
Der breite Rücken des Schwäbischen Jura zeigt rauhes Klima, Wald-
armut und eine dünne Ackerkrume, auf der der,,Älbler" seinen Dinkelweizeu
baut. Mit der Kalknatur des Landes hängt seine Wasserarmut zusammen,
da die Niederschläge schnell von dem Kalkstein aufgesogen werden. Einen
freundlichen Gegensatz zur Natur der Rauhen Alb bilden die fruchtbaren
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
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334
Allgemeine Erdkunde.
welche bte Forscher zu der Annahme bewegen, daß der Polynesische Jnsel-
schwarm niemals mit den heute existierenden Festländern einen Zusammenhang
besessen haben kann. Sie stützen aber auch die durch allgemeingeologische
Gründe bereits erhärtete Anschauung, daß die Britischen Inseln sich erst im
Diluvium vom europäischen Kontinent gelöst haben.
d) Gebirge spielen eine ähnliche Rolle wie Meeresbecken. Ihre
organismenscheidende Wirkung wird besonders an den Stellen augenfällig,
wo sie mit Klimaschranken zusammenfallen (Alpen, Kaukasus, Himalaja,
Atlas u. a.).
c) Das Klima. Eine der größten Floren- und Faunenscheiden ist die
mächtige Zone der Trockengebiete, welche in Form von ausgedehnten
Wüsten und Steppen den Gürtel des Nordvstpassats begleitet, aber auch dem
Gebiete des Südostpassats nicht fehlen (Australien, Kalahari).
Von ganz gewaltigem Einfluß auf die Pflanzen- und Tierverbreitung
hat sich der Mensch erwiesen. Nicht bloß, daß er in seiner Nähe die seinem
Leben und seinen Kulturen schädlichen Pflanzen und Tiere dem Untergange
geweiht hat, er hat ganze Landschaftsgebiete im Charakter ihrer Lebewesen
von Grund aus verändert. Die mächtige Waldzone im Gebiete der Regen
zu allen Jahreszeiten ist von ihm stark gelichtet, z. T. vollständig vernichtet
und in eine Kultursteppe mit eigenem Tier- und Pflanzenleben verwandelt
worden. Moorgebiete erfahren eine Entwässerung, Heide- und Dünenstrecken
eine Aufforstung. In die Steppengebiete mit einseitiger Trocken- und Regenzeit
dringt der Pflug und der Bewässerungsgraben vor; sogar flache Meeresstrccken
werden eingedeicht und menschlichen Zwecken dienstbar gemacht. — Tie fort-
dauernden gewaltsamen Eingriffe des Menschen in die ihn umgebende Pflanzen-
und Tierwelt haben teils absichtlich, teils unabsichtlich die Ausrottung gewisser
Organismen herbeigeführt, andere sind aufs höchste gefährdet. Aus dem
Bestreben heraus, solche durch den Menschen bedrohte Existenzen im Tier-
und Pflanzenreiche auch der Nachwelt zu erhalten, ist die moderne Bewegung
des Naturschutzes erwachsen.
3. Die wichtigsten Vegetationsgebiete der Erde sind Wald,
Steppe. Wüste, Tundra und Kulturland. Sie sind bedingt durch
die Verteilung der Klimazonen über die Erde (vergl. S. 330). Wälder
erfordern Niederschläge zu allen Jahreszeiten, aber auch ein wenigstens in
der Vegetationszeit nicht zu geringes Maß von Wärme. Waldungen in aus-
gedehnter Form finden sich daher nur in den Tropen und in den gemäßigten
Erdstrichen. In anderen Klimagebieteu beschränken sie sich auf die Uferlaud-
schaften von Stromgebieten (Nil) und die von aufsteigenden Luftbewegungen
ständig benetzten Gebirgshänge (Gebirgswaldungen). Das vom Menschen
geschaffene Kulturland ist ursprünglich ausschließlich und heute vorzugsweise
auf altem Waldboden entstanden, weil hier die günstigsten Lebensbedingungen
vorhanden waren. Die Steppen sind gebunden an Landschaften, in denen
es nur zu gewissen Zeiten regnet. Sie bilden eine zusammenhängende
Pflanzendecke aus Gräsern und Kräutern, die beim Beginne der Regenzeit im
Hochzeitsschmucke prangen und in der Trockenzeit langsam absterben; Holz-
gewächse fehlen fast gänzlich oder sind nur spärlich vertreten (Afrikanische
Savannen, Pampas, Llanos und Prärien in Amerika, Pußta, Südrussische
Steppe). Ein zusammenhängender Wüstenstreifen durchzieht die Erde im
Paffatgürtel. Wüsten haben Mangel an ergiebigen Niederschlägen. Doch ist
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Polynesische_Jnsel- Kaukasus Australien Kalahari Hochzeitsschmucke Amerika Pußta Paffatgürtel
Nordwesteuropa.
35
großen Küchengarten Kopenhagens. Der breite Kanal zwischen Stadt und
Insel enthält den geräumigen Kriegs- und Handelshafen. Der Stadtteil
auf der Insel Amager heißt Christianshafen und dient dem Staate
größtenteils zu seinen Arsenalen, Magazinen, Werften und Beamten- und
Arbeiterwohnungen.
1>) Die nordischen Inseln.
1. Die Färöer, d. h. Schafinseln, sind 22 kleine, kahle und baumlose
Felsinseln aus Basaltgestein im Atlantischen Meere, zwischen Schottland und
Island gelegen. Ihre schwarzen Uferfelsen springen jäh und plötzlich, manche
bis zu 500 in hoch, aus dem Meere hervor, welches die dunklen Felsenmassen
selbst bei ruhiger See mit einer ewigen Brandung wie eine breite, silberne
Fassung umschäumt. Stundenlang fährt man in den labyrinthisch gewundenen
Kanälen zwischen Riffen und Felsenwänden hin, deren Basaltgestein die
wunderlichsten Formen annimmt. Das Klima der Inseln ist ein rauhes
Seeklima. Bom Ackerbau kann auf den Färöer keine Rede sein. Selbst Gerste
kommt in dem kurzen Sommer nicht zur Reife. Die wetterharten Bewohner
sind skandinavischer Abstammung und nähren sich von Schafzucht, Fischfang
und dem Verkaufe eingesammelter Eiderdunen. Nur 17 der Inseln sind
bewohnt.
2. Island (Eisland), nächst Großbritannien die größte Insel Europas,
so groß wie Bayern, Württemberg und Hessen zusammengenommen, liegt hart
am n. Polarkreis. — Der Bodengestaltung nach ist die Insel ein durch-
schnittlich 500 in emporragendes Hochland, das von verschiedenen Berggruppen
und Gebirgen durchlagert wird und im Innern noch wenig bekannt ist. Das
baumlose Gebirgsland ist hier voll schauerlicher Einöden, Moor- und Heide-
flächen, Schnee- und riesiger Eisfelder, deren Gletscher bis in die Nähe des
Meeres herabreichen. Die größte Eismafse bedeckt einen Flächenraum von
der Größe des ehemaligen Herzogtums Schleswig. — Eine Kette tätiger
Vulkane, unter denen der Hekla (d. i. Haube, weil die Spitze des Berges
eine Nebelkappe trägt) der bedeutendste ist, durchzieht die Insel. — Auf
die vulkanische Natur derselben sind auch die zahlreichen heißen Spring-
quellen zurückzuführen (der große Geysir), ebenso die vielen Fumarolen,
welche Wasserdämpfe, und die Sols ataren, die Schwefelwasserstoff aus-
hauchen.
Bei seiner nördlichen Lage und Gebirgsnatur hat Island ein rauhes
Seeklima. Zwar wird dasselbe einerseits durch den Golfstrom etwas ge-
mildert, aber andererseits bringt die Polarströmung Kälte und große Mengen
Treibeis an die Nordküste, von dem eisige Winde und ungesunde Nebel aus-
gehen. Ein derartiges Klima macht den Getreidebau unmöglich. Man hat
es wohl versucht, in geschützten Tälern etwas Gerste und Hafer anzubauen.
Aber diese Pflanzen setzen äußerst wenig Körner an und müssen meistens
grün gemäht werden. Auch die Küchengewächse, die man in geschützten Gärten
zieht, sind verkrüppelt und kraftlos. Es fehlt eben die nötige Sommerwärme.
Der Baumwuchs beschränkt sich auf niedrige Ebereschen, Weiden und Wacholder-
sträucher. Dagegen sind die Täler und Bergabhünge reich an Gräsern und
sonstigen Futterkräutern; auch ist Island reich an Moos- und Flechtenarten,
die oft die ödesten Felsen überziehen. Eine sehr nützliche Flechtenart ist das
3*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Hekla
Extrahierte Ortsnamen: Nordwesteuropa Basaltgestein Atlantischen_Meere Schottland Island Island Europas Bayern Württemberg Hessen Schleswig Island Island
Osteuropa.
45
seines Nebenflusses, des Pripet, zieht sich die größte Snmpflaudschuft
Europas hin, das Gebiet der jetzt allerdings zum Teil trockengelegten
und anbaufähig gemachten Rokitno-Sümpfe. Die Landschaften des
mittleren Dnjepr und das Flachland um die Weichsel sind ergiebige Getreide-
länder, außerdem waldreich. Das Vorkommen vyn Kohle begünstigt die Industrie
in Warschau und Lodz (lötsch). Im W. vom mittleren Dnjepr eine Plateau-
landschaft, von Bug und Dnjestr durchschnitten.
d) Das Becken der Wolga. Die Wolga (= die Große) ist mit
3200 km Stromlänge der größte Fluß Europas. Quelle, Laufrichtung,
Mündung? Rechts das hohe Bergufer mit Erhebungen bis 350 m, links
das niedrige Wiesenufer. Die bedeutendsten Nebenflüsse sind links die Kama,
rechts die Oka mit der Moskwa. Die Wolga ist die Hauptverkehrs-
straße des weiten Ostens. Im Gebiet des Ober- und Mittellaufs große
Wälder und ausgedehnte Ackerflächen mit vorwiegendem Getreide-, Flachs-
und Hanfbau. Eine dicht bevölkerte Ackerbauzone zieht sich von der
mittleren Wolga bis zur polnischen Grenze hin, das Gebiet der fruchtbaren
„Schwarzerde", die Getreidekammer Europas. Die Städte Kiew (Siehe
Bild S. 44) und Cbarkoff (kärkoff) verdanken ihre Blüte dem Getreide-
handel. Das Land östlich des Unterlaufs gehört bereits der öden Kaspisteppe an.
6) Das pontische Tiefland umfaßt die weidereiche pontische
Steppe nördlich vom Schwarzen Meer. Im Frühjahr ist die weite Steppe
ein großer Gras- und Blumenteppich mit einer oft geradezu wunderbaren
Farbenpracht der Blüten, belebt von zahlreichen Viehherden und allerlei wildem
Getier. In den Rohr- und Schilfwaldungen der Flußufer nisten zahllose
Mengen von Wasser- und Singvögeln. Noch vor Eintritt des heißen Sommers
sammelt der Steppenbauer Heuvorrat für den Winter ein. Die Sonnenhitze
verwandelt die Steppe in ein ansgesengtes, staubiges Gelände. Nicht selten
artet das „Abbrennen der Steppe" zu verheerenden Steppenbränden aus.
Endlich ergrünt die Steppe noch im kurzen Herbstschmuck, woraus der Winter
mit heftigen Schneestürmen eintritt.
In seinen geologischen Verhältnissen bildet das russische Flach-
land eine mächtige, aber sehr flache Mulde, in der auf dem Sockel eines ab-
geschliffenen kristallinischen Grundgebirges schüsselförmig die paläozoischen
Schichten auflagern derart, daß man bei einer Wanderung von außen nach
innen wie im Nordfranzösischen und Südostenglischen Becken aus älteren in
immer jüngere Schichten kommt. Die wichtige Steinkohlenformation umgibt
ringförmig den geologischen Mittelpunkt der Mulde (Gebiet von Tula und
Kaluga, Perm, unterer Don und Dnjepr). In der Oberflächenbedeckung
lassen sich 3 Zonen unterscheiden: die nördliche, charakterisiert durch ungeheure
Sumpf-, Moor- und Seeflächen, bei weniger Wasser durch mächtige Wälder
auf undurchlässigem Geschiebemergelboden, reicht bis zu einer Linie Tula —
Kasan—nördliches Eismeer. An die Vereisungszone, im 8. bis über den
50. Breitenkreis hinausreichend, schließt sich das Schwarz erd eg ebiet an,
dessen durch Windwirkung aufgeschütteter Boden sich von der noch weiter im
8. befindlichen Zone gleicher Entstehung dadurch unterscheidet, daß er von
einer früheren Waldbedeckung her reichlich mit schwarzer Humuserde durchsetzt
ist, die dem trockeneren 8. auch früher schon gefehlt hat.
Das Klima Rußlands ist ausgeprägtes Landklima. Die Gegensätze in
der Erwärmung sind überall groß, sie nehmen nach 0. mit der Entfernung
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus]]
Extrahierte Ortsnamen: Osteuropa Europas Warschau Lodz Europas Moskwa Europas Kiew Tula Kaluga Perm Tula
54
Mittelmeergebiet.
einen etwas niedrigeren Wasserspiegel als der Atlantische Ozean; aus letzterem
fließt daher ein starker und geschwinder Meeresstrom bei Gibraltar in das
Mittelmeer. Durch diesen Strom sind im Altertume die seefahrenden Völker
lange von der Schiffahrt aus dem Mittelmeer in den Ozean hinaus ab-
gehalten worden.
Hieraus ergeben sich zwei Folgen:
1. Aus dem Atlantischen Ozean fließt nur das mindestens 13° warme
Oberflächenwasser ins Mittelmeer, während das kalte ozeanische Tiefenwasser
wegen seiner Schwere an der Gibraltarschwelle abgesperrt wird. Deshalb ist
die Wärme des Tiefenwassers im Mittelmeere nur von der Wintertemperatur
abhängig, die im W. 13°, im 0. 14° beträgt. So schließt also das
Mittelmeer die abkühlende Wirkung des Atlantischen Ozeans auf Südeuropa
aus und wirkt auf dieses förmlich wie eine Warmwasserheizung.
2. Da nur reines Wasser verdunstet, salziges aus dem Atlantischen
Ozean zuströmt, muß das Mittelmeer größeren Salzgehalt haben als jener
(bis fast 4 %).
Die Einheitlichkeit des Mittelmeergebretes zeigt sich vor allem in
seinen klimatischen Verhältnissen, sowie in seiner Tier- und
Pflanzenwelt. Haben anch die afrikanischen Mittelmeerländer durchweg
ein wärmeres Klima als die europäischen, so wölbt sich doch über allen der
gleiche sonnige, tiefblaue Himmel, herrschen überall heiße und trockne Sommer
und milde, schneefreie Winter mit Winterregen. Im Sommer steht das Mittel-
meergebiet unter der Herrschaft der Ausläuferzone des Passatgebiets, im
Winter gehört sie der n. davon gelegenen Zone der veränderlichen Winde an. Die
Pflanzenwelt ist gekennzeichnet durch immergrüne Gewächse, feurige Weine und
Südfrüchte, wozu in den wärmeren Gegenden noch mancherlei tropische Frucht-
gewächse kommen. Zu den Lanbbäumen gehören Orangen-, Ol- und Feigen-
bäume, Platanen, Myrten und Lorbeergebüsch und in den heißen Ländern
auch Palmen. Zu den Nadelbäumen gehört die schlanke Pinie. Haupt-
getreidearten sind Mais, Weizen und Reis. Durchweg ist Armut an Wald
und daher auch an Wild anzutreffen. Unter den Haustieren sind Esel, - Maul-
tier und Pferd von hervorragender Bedeutung.
Im Mittelmeergebiet blühten bereits im Altertume mächtige hoch-
stehende Reiche. Von den Mittelmeerländern hat das gesamte Europa
höhere Bildung und Gesittung empfangen.
Das Mittelmeer war das einzige wichtige Handelsmeer der Kulturvölker
des Altertums. An seinen Küsten drangen Verkehr und Bildnng von 0. nach
W. vor. Hier hatte auch die altchristliche Kultur ihren Sitz. Im Mittel-
alter vermittelte es den Handel zwischen Europa und dem Morgenlande.
Dann verlor es durch die großen Entdeckungen am Ende des 15. Jahr-
hunderts an Bedeutung. Seit Eröffnung des Sueskanals ist es wieder in
den Weltverkehr gezogen worden.
2. Die j)yreiräeir-L)albiiisel.
(= Deutsches Reich und Schweiz, 24 Mill. E., 40 auf 1 qkm).
1. Das Land. Die Iberische Halbinsel, das südwestliche Glied Europas,
liegt zwischen dem Atlantischen Ozean und dem Mittelmeer. Die geringe
Gliederung, die Hochlandsströme und die vorherrschenden Hochflächen ke,iii-
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee]]
Extrahierte Ortsnamen: Atlantische_Ozean Südeuropa Atlantischen
Ozean Europa Europa Europas Atlantischen_Ozean
8
Frankreich.
W. Titzenthaler, Berlin.
Ein „Wackelstein" bei Huelgoat (üelgoästj).
In der Bretagne besteht ein interessanter Unterschied zwischen den Küsten-
und Binnenlandschaften. Die Küste ist eine Riasküste, deren tief ein-
schneidende Golfe ins Meer getauchte und durch die Flutwellen ausgeschlifsene
ehemalige Erosionsrinnen darstellen. Die milde, im Winter fast subtropische
Temperatur ermöglicht eine intensive Gartenkultur; die hier getriebenen
feinen Frühgemüse gehen besonders nach dem s. und w. England. Die Bewohner
sind an der Küste Sardellenfischer, auf dem Meere Hochseefischer (Neufundland
und Island). Der landschaftliche Grundzug im Innern der Bretagne dagegen
ist schwermütige Einsamkeit. Endlos dehnen sich die im Sommer sonnen-
durchglühten, im Winter sturmgepeitschten, kahlen, felsigen und flachen Höhen-
züge aus, bedeckt mit Heidekraut, Ginster, Farn- und Wacholdergestrüpp,
übersät mit Granitblöcken, die vom Untergrund abgewittert sind. Manche
von ihnen, wie der auf unserem Bilde sind „Wackelsteine". Die einzelnen
Gehöfte der bretonischen Bauern, welche die Siedelungsweise in geschlossenen
Dörfern nicht lieben, liegen versteckt in kleinen Mulden, oder hinter Buschwerk.
Hier und da winkt von einem Bergvorsprunge mitten in der weiten Heide
ein massiges, steinernes Kruzifix. Häufig sind gespensterhafte Felsdenkmäler
der Urzeit: ruinenhafte Dolmen, jene altheidnischen Begräbnisstätten, sind
umgeben von „Menhirs", das s. säulenförmig aufgestellte Blöcke. Bei
Carnac sind mehrere Tausend solcher Menhirs in Reihen aufgestellt, „ein
wunderbarer, primitiver Sonnentempel (vergl. Bild aus S. 9). — Schätze
Länge und Breite des abgebildeten Wackelsteins, in dem du die neben ihm
stehende Dame als Maßstab benutzt! Inwiefern hat ein Wackelstein Ähnlichkeit
mit einer Schaukel? Gib für Wackelstein und Schaukel das zugrundeliegende
physikalische Gesetz an! — Wackelsteine entstehen in Landschaften mit starker
Windwirkung dadurch, daß einzelne Felspartien durch das Ausblasen
weicherer Lagen untergraben werden und schließlich nur noch unsicher aus
ihrer Unterlage ausruhen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Personennamen: W._Titzenthaler
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Berlin Bretagne England Küste_Sardellenfischer Neufundland Island Bretagne
Südeuropa.
63
einem wohlgepflegten Garten gleicht. Sie ist darum sehr dicht bevölkert und
reich an größeren Städten.
Die Halbinsel wird vom Apennin, einem jungen Faltengebirge,
durchzogen. Der Apennin erreicht in dem wilden, öden, verkarsteten, mit
Schutthalden bedeckten Kalkhochlande der Abruzzen seine höchsten Er-
hebungen. Hier der Gran Sasso, d. i. großer Felsen, 2920 m. Das
ganze Gebirge ist sehr wasserarm. Im n. Teil vorzüglicher Marmor
(Carrara). — Die Ostseite der Halbinsel hat einen schmalen Küstensaum.
Die Westseite, die eingebrochene Innenseite des Apennin, ist die begünstigtere,
mit den bedeutendsten Flüssen wie Arno, Tiber und Volturno; sie hat
talreiche Userlandschaften und Küstenebenen, ist buchten- und hafenreich und
von Küsteninseln begleitet. Von welchen? Um den Arno breitet sich das
fruchtbare toskanische Tiefland aus, das im 8. vou der Arnomündung
indes die fieberhauchenden Maremmen (Sumpfniederuugen) aufweist, ein
von Meereswogen und Flüssen angeschwemmtes Flachland. Um die Tiber
die wellige, baumlose Römische Campagna (kampanja)*). Sie ist wenig
fruchtbar und geht im 8. in die vou Fieberdunst überlagerten Pont inischen
Sümpfe über. Das schönste Gebiet ist die Campanische Tiefebene,
„die glückliche", um den Volturno. Hier erhebt sich in der Nähe von
Neapel der Vesuv in mehr als Brockenhöhe. Die Apulische Ebene ist
wasserarm und steppenartiges Weideland.
Die Halbinsel hat Mitlelmeerkliina, milde Winter mit sehr seltenem
Schneefall und sonnige, regenlose Sommer. Regen fällt im Herbst und
Winter. Ein drückend schwüler Regenwind aus Sw. ist der Scirocco,
der mit dem trocknen, staubführenden Glutwinde gleichen Namens auf
Sizilien nicht verwechselt werden darf. Die vor Nordwinden geschützte
Riviera (= Gestade), am Golf von Genua, ist durch ihren milden,
sonnigen Winter berühmt, wird von vielen Brnstkranken und Erholungs-
bedürftigen aufgesucht und bildet im Winter den Vereinigungsplatz der vor-
nehmen Welt vou ganz Europa. Das Klima der Halbinsel ist dem Gedeihen
der Südfrüchte (Apfelsinen, Zitronen, Feigen re.) zuträglich. Die Mittelmeer-
gewächse (Zypresse, Pinie, Myrte, Lorbeer, Agave und Kaktus) haben ihre
Vegetationszeit im Winter; warum?
Die Inseln. Die bedeutendste ist Sizilien, ein wellenförmiges Tafel-
land, das im N. in regelrechte Gebirgszüge übergeht, die eine Fortsetzung
des Apennins bilden. Im 80. der Ätna, ein Vulkan mit vielen Kratern,
der sich aus dem Einbruchskessel der Ostseite 3280 in hoch erhebt. In
Sizilien kommt in Klima, Bewässerung und Pflanzenwelt der mittelmeerische
Landschaftscharakter reiner zur Geltung als in Italien selbst. Durch seine
Ubergangslage zwischen Afrika und Italien ist Sizilien der Tummelplatz ver-
schiedenster Völker geworden; inwiefern? Wie im Altertum erstreckt sich die
Bodennutzung heute nur auf die Küstenländer, während die der künstlichen
Bewässerung nicht zugängigen inneren Hochflächen wenig Bodenkultur kennen.
Die Schwefelgewinnung im 8. verliert an Bedeutung, seitdem man Schwefel-
säure auf anderem Wege herstellt. — Vor der Nordküste Siziliens die
vulkanischen Liparischen Inseln mit dem ununterbrochen tätigen Vul-
kan Stromboli.
*) — das Feld, vergl. Campamen, Champagne!
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T149: [Stadt Rom Meer Tiber Italien Land Ort Arno Fluß See], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil]]
Extrahierte Personennamen: Südeuropa Arno Arno
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sizilien Genua Europa Sizilien Sizilien Italien Afrika Italien Sizilien Siziliens
Asien.
117
Die Pflanzendecke Japans ist dank der reichlichen Niederschläge und
der günstigen Temperatur eine üppige. Freilich ist sie wie diejenige aller
echten Jnselländer arm an Arten, dafür aber außerordentlich farbenprächtig
und reich an landschaftlichen Effekten. Der klimatische Gegensatz zwischen
X. und 8. kommt auch in der Pflanzendecke deutlich zum Ausdruck. Jeso
und das nördliche Hondo besitzen Nadel- und sommergrüne Laubbäume mit
Buchen. Ahornen. Eschen und Nußbäumen als Cbarakterpflanzen; im 8.
finden wir Palmen und andere tropische und subtropische Pflanzen.
Bezeichnend für Japan ist die Hara, die japanische Wald- oder Ge-
birgswiese. die überall in einer Höhe von 100—2500 m zu finden ist, durch
die sorgfältige Bodenkultur im Lande allerdings immer mehr eingeschränkt
wird. „Von unseren Wiesen unterscheidet sich die Hara dadurch, daß sie
keine dichten Graspolster aufweist, alles steht locker nebeneinander, ohne ge-
schlossenen Zusammenhalt, Gräser, Kräuter, Halbsträucher, Farne, Veilchen,
Glockenblumen, Prünellen, Sauerampfer, Flachs, Leinblatt, Günzel, Riedgras,
ein großes Blumenfeld." (Rein.) Die Hara geht vielfach durch Ver-
mehrung hochstämmiger Pflanzen in parkartige Landschaften über.
b) Die Bewohner. Die Japaner gehören zu den mongolenartigen
Völkern. Sie besitzen eine gelblicke Hautfarbe mit allen möglichen Ab-
stufungen zum Weiß und Braun. Zweierlei Typen lassen sich deutlich von-
einander unterscheiden. Der vornehmere ist schlanker, feiner und heller als
der die niederen Volksschichten charakterisierende untersetzte, gröbere und dunk-
lere Typus, der seinerseits vielleicht auf eine starke Vermischung mit einer
früheren Urbevölkerung zurückzuführen ist. Wahrscheinlich verdrängten die
Japaner bei ihrer Einwanderung von N. und Nw. her die stark behaarten,
kupferbraunen Ainos, die sich jetzt nur noch aus Jeso, dem s. Sachalin und
den Kurilen befinden und dem Aussterben rasch entgegengehen.
Der Japaner ist in seinen Charaktereigenschaften nicht ganz leicht zu be-
urteilen, da er dem Fremden gegenüber zwar ein freundliches und gefälliges
Benehmen entgegenbringt, im übrigen aber eine außerordentliche Zurückhaltung
an den Tag legt. Man rühmt an ihm Sinn für Reinlichkeit, lebensfrohes
und leidenschaftsloses Wesen, strengen Familiensinn, der sich besonders in einer
musterhaften Kindererziehung betätigt, während die Stellung der Frau erst
seit der Berührung mit Europa eine geachtetere wird, vor allem aber eine
große Beobachtungsgabe und eine beispiellose Anpassungsfähigkeit an moderne
Fortschritte. Eingehendere Beobachter wollen freilich neben diesen vorzüglichen
Eigenschaften Oberflächlichkeit, Argwohn, Aberglaube, Grausamkeit, Mangel
an Ausdauer und grobe Sinnlichkeit gefunden haben. Sicher aber bleibt es
als eine unbestreitbare Tatsache bestehen, daß kein Volk der Erde in so un-
glaublich kurzer Zeit eine kulturelle Höhe erreicht hat. die sogar die Konkurrenz
von einzelnen europäischen Völkern nicht mehr zu fürchten braucht.
Die alte Religion, die sich jetzt vorzugsweise nur noch bei den Vor-
nehmen findet, ist der Sintokultns, eine Art Ahnenverehrung mit einer
umfangreichen Pflichtenlehre. Die große Volksmaffe bekennt sich indes zum
Buddhismus. Auch die Lehre des Confucius hat Anhänger. Das
Christentum macht nur langsame Fortschritte. — Die Nationaltracht besteht
bei beiden Geschlechtern aller Stände aus langen, faltigen Röcken aus Seide
und Baumwolle. Doch fängt in den höheren Kreisen — namentlich bei
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Extrahierte Personennamen: Jeso
Extrahierte Ortsnamen: Asien Japans Japan Riedgras Sachalin Europa
Afrika.
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brände herbeigeführt, um besseres Futter für das Vieh oder Ackerland zu
gewinnen. Eine offene Frage ist es, ob durch die Einschränkung dieser
Steppenbrände die Waldvegetation sich weiter ausbreiten würde. Jedenfalls
führt aber die große Ausbreitung der afrikanischen Savannenform mehr auf
den verhältnismäßig geringen Regenfall als aus die Steppenbrände zurück.
Die Galerienwälder, die so häufig von afrikanischen Reisenden
beschrieben werden, treten vorzugsweise an den Flußniederungen des Über-
gangsgebiets zwischen den Savannen und dem Urwaldgürtel auf. Sie
besitzen vielfach den Charakter von Sänlengängen und Tunneln und gehen
an ihrem Außenrande meist unvermittelt in die Savanne über. „Von
außen betrachtet erscheinen diese Galerienwälder wie eine undurchdringliche
Wand des dichtesten Blattwerkes, im Innern eröffnen sich dagegen überall
Laubengänge unter den Säulenhallen voll murmelnder Quellen und Wasser-
adern. Die durchschnittliche Höhe des obersten Laubdaches beträgt 25—35 m
und scheint nirgends weit darunter herabzusinken. Der Anblick von außen
ist aber trotzdem oft nicht sehr imposant, da ja kaum die Hälfte des Waldes
über die Steppenfläche hinausragt und viele Galerien ganz in den Tälern
und Mulden versteckt sind. Innen herrscht eine Luft, die Schweinfurth mit
der Treibhausatmosphäre unserer Palmen- und Orchideenhäuser vergleicht"
(Sievers-Hahn).
6) Die Bevölkerung verteilt sich auf 4 Rassen: Kaukasier, Reger,
Südafrikaner und Malaien. Die Mittelländische oder Kaukasische
Rasse ist vertreten durch die Hauptstämme der Semiten und Hamiten und
die eingewanderten Europäer. Zu den Semiten gehören die Araber
und Juden in Nordafrika und den östlichen Sudanländern, zu den Hamiten
die Nachkommen der alten Ägypter, die als Fellahin die Landbevölkerung
Ägyptens ausmachen, die Berberstämme in Nordafrika, die blondhaarigen
Kabylen und die rothaarigen Rifioten, sowie die Tuareg im Gebiete der
mittleren Sahara. Zwischen das Gebiet der Semiten und Hamiten und das
der Negerbevölkerung schiebt sich eine breite Zone von Misch Völkern ein.
Zu diesen gehören die Fulbe und die Haüssavölker im Sudan. Südlich von
diesen Mischvölkern hat die Neger-Rasse ihre Heimat. Zu ihr gehört die
weitaus größte Anzahl der Bewohner Afrikas. Bei wenigen Völkern der
Erde ist die Rasseneinheit so ausgeprägt wie bei den echten Negern, trotzdem im
besondern bei den zahlreichen Stämmen mannigfaltige Unterschiede hervortreten.
Als Hauptgruppen unterscheidet man die Sudanneger und die Bantu-
völker Zentral- und Südostafrikas. Zur Südafrikanischen Rasse
gehören die Buschmänner und Hottentotten im Sw. von Südafrika. Auf
eine Verwandtschaft mit den Buschmännern deutet die Natur der durch ganz
Zentralafrika versprengten körperlich kleinen Stämme hin, welche nicht ganz
zutreffend als Zwergvölker bezeichnet werden. Zur Malaiischen
Rasse gehören die Howas in Ost-Madagaskar. Die Europäer sind namentlich
am Nordrande Afrikas und in Britisch-Südafrika vertreten, sowie in den
belebten Küstenplätzen.
Der Religion nach sind die Bewohner von ganz Nordafrika und
Ostasrika bis über Sansibar hinaus Mohammedaner. Namentlich ist im
Sudan der Islam im Fortschreiten begriffen. Das Christentum ist im Kap-
lande und in den ehemaligen Burenrepubliken, bei den Betschuanen und
Hottentotten, auf Madagaskar, in Abessinien und bei den Kopten in Ägypten
Tromnau-Schöne, Erdkunde für höhere Mädchenschulen Iii. 9
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Mitteldeutsche Gebirgsschwelle.
N. Phologr. Ges. in Berlin-Steglitz.
Blankenburg mit der Teufelsmauer.
Nördlich vvm Harz breitet sich vor dem eigentlichen Tieflande ein niedriges
Hügelland aus, zusammengesetzt aus mannigfaltig verworfenen Schollen und
Falten von Schichten des Mittelalters der Erde und des Tertiärs. Wie die Bruch-
ränder, die den Harz als Gebirgshorst über seine Umgebung emporragen
lassen, so herrscht auch bei diesem nördlichen Harzvorlande die nordwestliche
Streichrichtung vor. Unmittelbar nördlich vom Harze ziehen in dieser Rich-
tung die hellen Sandsteine der oberen Kreidezeit, welche als malerische Fels-
mauern über die weicheren Gesteine der Umgebung hervortreten und auch in
großen Steinbrüchen abgebaut werden. Solche Felsmauern sind bei Blanken-
burg der Regenstein und die Teufelsmauer, die unser Bild darstellt. —
Zeige aus dem Bilde die Teufelsmauer im Vordergründe! Zeige Blankenburg,
das nordwestlich davon liegt! Zu welchem Gebirgszuge gehört also der Rücken
links im Hintergründe?
Von der Kuppe des Brockens bietet sich dem Beobachter eine großartige
Rundsicht dar; doch wird sie häufig durch Wolken oder auch Dunst beein-
trächtigt.
Das Klima des Oberharzes ist sehr rauh, daher der Ackerbau
sehr beschränkt. Die Abhänge sind mit Tannenwäldern fast bis zur Höhe
des Brockens bestanden. Herrliche Wiesen und Weiden ermöglichen lohnende
Viehzucht. Das Innere des Gebirges enthält reiche Erzlager, nament-
lich silberhaltige Bleierze.
Der Unter harz ist eine niedrige, stachwellige Hochfläche, und dem
Wanderer will es oft scheinen, als ob er im Flachlande wandelte; nur Fels-
blöcke, die aus dem grünen Teppich des Waldes aufragen, mit Flechten und
Moos bedeckt, erinnern an das Gebirge. Die ganze Gebirgsnatur zeigt sich
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